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#kunsttalk #Literatur 10. Staffel ästhetische Kommunikation

§ paragraphen §

erste abteilung

vorrede zur weiteren auflage

#kunsttalk livestreaming #literaturfrühling

Um die strenge #Form und die #Gleichförmigkeit des «Ganzen» in der Vorrede zu behaupten, will ich [unter anderem] in Zukunft mit Paragraphen schreiben
Bitte bewerte

§ 1 Wer keine #Achtung für das #Publikum zu haben vorgibt oder wagt, muß unter demselben das ganze lesende verstehen; aber wer für seines, von welchem er [sie] ja selber bald einen lesenden, bald einen schreibenden Teil ausmacht, nicht die größte durch die jedesmalige höchste Anstrengung, deren er [sie] fähig ist, beweiset, begeht Sünde gegen den heiligen Geist der Kunst und Wissenschaft, vielleicht aus Trägheit oder Selbstgefälligkeit oder aus sündiger fruchtloser Rache an siegreichen Tadlern. Dem eignen #Publikum trotzen, heißt dann einem schlechtern schmeicheln; und der #Autor [Autorin] tritt von seiner Geistes-Brüdergemeine über zu einer Stiefbrüdergemeine [Schwesternschaft]. Und hat er [sie] nicht auch in der Nachwelt ein #Publikum zu achten, dessen Beleidigung durch keinen Groll über ein gegenwärtiges zu rechtfertigen ist?

§ 2 Dieses soll mich entschuldigen, daß ich in dieser neuen Ausgabe nach vier bis fünf Kunstrichtern sehr viel gefragt (§ 1) und auf ihre Einwürfe entweder durch Zusetzen oder Weglassen zu antworten gesucht; und der Jenaer, der Leipziger, der Schweriner, der Kölner und auch der aus Trier, der Österreicher, der Schweizer, der Rezensent, «Bouterwek und Köppen» werden die Antwortstellen schon finden.

§ 3 Besonders waren in diesem ersten Teil dem Artikel vom #Romantischen berichtigende Zusätze unentbehrlich (§ 2), so wie dem vom Lächerlichen erläuternde. Auch gepriesene #Programme erhielten eben darum (§ 1) überall Zusätze.

§ 4 Im Programme über das #Romantische (§ 2. 3) nahm ich besondere Rücksicht, widerlegende und aufnehmende, auf Bouterweks treffliche Geschichte der Künste und Wissenschaften etc. etc., ein Werk, das durch eine so vielseitige Gelehrsamkeit und durch einen so vielseitigen Geschmack – so wie desselben Apodiktik durch philosophischen Geist und schöne Darstellgabe – noch immer auf ein größeres Lob Anspruch machen darf, als es schon erhalten. Wenn man einer Vielseitigkeit des Geschmacks in diesen absprechenden insularischen Zeiten, worin jede:r als ein vulkanisches Eiland leuchten will, gedenkt: so werden Erinnerung:en an jene schönere erfreulich und labend, wo man noch wie festes grünes Land zusammenhing, wo ein Lessing Augen, wie später Herder, Goethe, Wieland [Eine Sammlung von Wielands Rezensionen im teutschen Merkur schlüge dem Künstler besser zu als eine neueste Ästhetik; oder überhaupt eine ehrliche Auslese von den besten ästhetischen Rezensionen aus den Literaturzeitungen und andern Jahrbüchern. In jeder guten Rezension verbirgt oder entdeckt sich eine gute Ästhetik und noch dazu eine angewandte und freie und kürzeste und durch die Beispiele – helleste]. Augen und Ohren für Schönheiten jeder Art offen hatten. Ästhetische Eklektiker sind in dem Grade gut, in welchem philosophische schlecht.
§ 5 Gleichwohl will niemand weniger als ich das neue ästhetische Simplifikations-System verkennen (§ 4) oder kalt ansehen, welches, so wie das Voglersche in der gemeinen #Orgel [Drehleiherspiel], noch mehr in der poetischen die Pfeifen (nämlich die Dichter) verringert und ausmerzt; und Gleichgültigkeit dagegen wäre um so ungerechter, je höher das #Simplifizieren getrieben wird, wie z. B. von Adam Müller, welcher seine Bewunderung großer Dichter (von Novalis und Shakespeare an) schwerlich über einen Postzug von vier Evangelisten hinaus dehnt, wobei ich noch dazu voraussetzen will, daß er sich selber mitzählt. Es ist kaum zu berechnen, wie viel durch Einschränkung auf wenige Heroen der Bewunderung an Leichtigkeit des Urteils über alle Welt und besonders an einer gewissen ästhetischen Unveränderlichkeit oder Verknöcherung gewonnen wird. Letzte geht daher selber – aus Mangel des ästhetischen Minus-Machens – sogar guten Köpfen wie Wieland und Goethe ab, welche mehrmals ihr Bewundern ändern und anders verteilen mußten.
In diesen Fehler fallen neuere ostrazisierende (mit Scherben richtende) Ästhetiker schwerlich; sie sind, da sie im Urteilen wie im Schreiben sogleich kulminierend anfangen, keiner Veränderlichkeit des Steigens unterworfen. Man möchte sie mit den Kapaunen vergleichen, welche sich dadurch über alle Haushähne erheben, daß sie sich niemals mausern, sondern immer die alten Federn führen. Anständiger möchte eine Vergleichung derselben mit dem päpstlichen Stuhle sein, welcher nie einen Ausspruch zurückgenommen und daher noch im römischen Staatskalender von 1782 Friedrich den Einzigen als einen bloßen Marquis aufstellte.

§ 6 Sehr mit Unrecht beschuldigten Kunstrichter (§ 2 vergl. § 11. 12) die Vorschule: »sie sei keine Ästhetik, sondern nur eine Poetik«; denn ich zeige leicht, daß sie nicht einmal diese ist – sonst müßte viel von Balladen, Idyllen, beschreibenden Gedichten und Versbauten darin stehen –, sondern, wie schon das erste Wort des Buchs auf dem Titelblättchen sagt, eine Vorschule (Proscholium). Es wäre nur zu wünschen gewesen, jeder hätte aus seiner eigenen geringen Belesenheit besser gewußt, was eine Vorschule im Mittelalter eigentlich geheißen; daher will ich, was darüber die folgende erste Vorrede zu kurz andeutet, hier in der zweiten weitläufiger fassen. Nämlich nach Du Fresne III. 495 – und ferner nach Jos. Scal. lect. Auson. l. 1. c. 15. war – wenn ich auf den Pancirollus de artib. perd. bauen darf, aus welchem ich beide Citata citiere (Anführungen anführe) – – das Proscholium ein Platz, welchen ein Vorhang von dem eigentlichen Hörsaale abschied, und wo der Vorschulmeister (Proscholus) die Zöglinge in Anstand, Anzug und Antritt für den verhangnen Lehrer zuschnitt und vorbereitete. – Aber wollte ich denn in der Vorschule etwas anders sein als ein ästhetischer Vorschulmeister, welcher die Kunstjünger leidlich einübt und schulet für die eigentlichen Geschmacklehrer selber? – Daher glaubt' ich aber auch meiner Konduitenmeister-Pflicht genug getan zu haben, wenn ich als Proscholus die Kunst-Zöglinge durch Anregen, Schönziehen, Geradehalten und andere Kallipädie so weit brächte, daß sie alle mit Augen und Ohren fertig daständen, wenn der Vorhang in die Höhe ginge und sich ihnen nun die vielen eigentlichen verhangnen Lehrer auf einem einzigen Lehrstuhle, nämlich dem ästhetischen, beisammen lehrend zeigten, ein Ast, ein Wagner, ein (A.) Müller, ein Krug, dazu Pölitz, Eberhard, hallische Revisoren und noch dreißig andere dazu. Denn bekanntlich ist der ästhetische Lehrstuhl ein Triklinium dreier Parteien (trium operationum mentis), nämlich der kritischen, der naturphilosophischen und der eklektischen.

Von matter birgit

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16 Antworten auf „§ paragraphen §“

Jetzt sehe ich im Reader deine Kommentare nicht mehr. Gelesen habe ich sie jedoch in der Mail, die versendet wurde. Ich habe dieses Problem mit dem Kommentieren schon länger und bin entsprechend gespannt, was du herausfindest. Auf manchen Blogs kann ich reibungslos kommentieren in anderen gerate ich in eine Endlosschleife, in der ich mich für das Kommentieren anmelden soll und nachdem ich das getan habe, kommentiere, soll ich mich wieder anmelden.
Mein Blog startete 2009 und der Gebrauch des Blogs wird von Jahr zu Jahr schwieriger.

interessant; https://kunstderkunsttherapie.com/2023/02/05/§-paragraphen-§/

& dein letzter Kommentar erscheint wirklich nur hier im WP Reader und nicht unter dem Beitrag und deinen früheren Kommentaren – merkwürdig … denn es wurde nichts an den Kommentareinstellungen kunstderkunsttherapie geändert, [[ sorry, für diese Redundanz (weiter kommentierend weiterschreiben)]] – doch ich war so perplex über deine Erfahrung und Information nicht direkt in Safari antworten zu können, obgleich du vermutlich bei WordPress angemeldet und eingeloggt warst. Nun werde diesem technischen Problem nachgehen, denn im Prinzip ist es öffentlich zugänglich ….

Ich finde es auch sehr interessant, wer und wie mit DALL.E arbeitet und wie diese und wozu diese Bilder im Fotografischen genutzt (benutzt) werden // meine derzeitige Beobachtung:en: Gesichter und Profile sowie Farben werden sehr gut und für mich zufriedenstellend sowie beeindruckend dargestellt, doch Details wie Hände oder Füsse einer Person/Figur erscheinen diffus und zu wenig als GESTE ausgestaltet – dies wird sich bestimmt noch entwickeln – entwickelt werden

danke vielmal Susanne Haun für die Information, dass es im Safari Browser nicht zu beantworten ist // werde es in Safari aufrufen und dir damit weiter kommentierend weiterschreiben

Ich finde es sehr interessant, wie KI Fotos das Netz erobern, ich habe mit DALL.E experimentiert und bin erstaunt und überrascht. Noch bin ich am Ver- und Be-arbeiten der Eindrücke.
Leider kann ich nicht direkt im Safari auf deine Kommentare antworten. Trotz Kommentar absenden wird der Kommentar nicht freigeschaltet. So habe ich mich in den WP Reader zurückgezogen.
Danke für die YouTubes Links, ich schaue bei Gelegenheit hinein.
Einen schönen Tag von Susanne

Also dieses Nomadisieren in der eigenen Wohnung, das kenn ich. Beunruhigend ist, wenn man plötzlich Zimmer entdeckt im Haus, von denen man vorher nichts wusste, und man dachte doch immer, das ist mein Haus, da kenn ich mich aus. Der Gedanke an die Schlüsselstellen hilft da weiter. Irgendwo gibt es da ein Zentrum, von dem aus kann ich dann doch mehr oder weniger alle Stockwerke im Haus überblicken. Muss nicht unbedingt heißen, dass ich das Rumoren im Keller und dies Kramen auf dem Dachboden allezeit richtig einordnen kann. Und dass es da unmittelbar neben der Haustür einen Korridor zu geben scheint, den ich noch nie betreten habe, und da sind irgendwo Türen, also damit muss ich dann leben. Aber dieses eine Zentrum, die Schlüsselstelle, die gibt mir erst mal den Schlüssel zu allem. Betreten all die Gelasse und Winkel muss ich dann natürlich selber, will sagen, irgendwann muss ich den Schlüssel auch benutzen. Muss aber nicht unbedingt alles heute noch sein. Ich hab auch das Recht, mich mal zurückzulehnen und kurz zu verschnaufen. Ich weiß jetzt schon, die Neugier wird mich ganz von selber wieder hochtreiben. Viel Erfolg mit dem Literaturfrühling!

Danke für den Kommentar @Alexander Carmele

ästhetisch:es
(Ausgewählt:es und Auserlesen:es)
wird kurzerhand sowie bis heute als
«Eklektizismus» bezeichnet, in dem Grade
es gut und nicht philosophisch schlecht wird im
Sinne der «Verkretung», d.h. im übertragenen: die kritiklose «VERMISCHUNG» verschiedener philosophischer und religiöser Systeme bis zur VERSCHMELZUNG,
welches bis heute als «Synkretismus» zu bezeichnen ist.

((arbeiten Therapeut*in_en synkretistisch, um das Verstehen jedes Einzelnen in seiner Besonderheit zu ermöglichen? Bei manualisierten Verfahren, dem Abarbeiten einzelner vorgegebener Module bleibt es oft auf der Strecke, welches den Therapieerfolg (aus psychologischer Sicht) verunmöglicht))

ja, am JJ — U bin ich noch d’ran, es wurde damit sogleich der sogenannte «Literaturfrühling» eingeläutet und das Hozzzen, was sich dadurch ergeben wird. Denn, fortwährend wird das Unterste zuoberst gekehrt; das Inventar muss gesichtet und systematisiert werden, über jedes Gefäss muss nachgedacht werden, Bücher und Papiere sind nicht mehr sie selbst, sondern nur noch Usurpatoren des Raums [SPACE], die in Stapeln, Bergen, Barrikaden die Wohnung besetzen. Die Gegenstände bemächtigen sich des einen Zimmers, während ich mit dem Allernötigsten ins anders ziehe.

Bei der Textlektüre, die mit der konstitutiven Mehrdeutigkeit der deutschen Sprache
ihr strategisches Spiel treiben, empfiehlt es sich, mit dem vermeintlich «Eindeutigen»
anzufangen. Beginnen wir mit einer zentralen Stelle aus einem zentralen ‚Werk‘; getreu der literaturwissenschaftlichen Spielregel, die lautet:

„Versuche, die richtige, nämlich bedeutsamste, alle anderen Textpartien dirigierende
Schlüsselstelle zu finden, die geeignet scheint, den verschlüsselten Sinn des
Gesamttextes zu entschlüsseln, also zwangsläufig auch als eindeutige gelesen zu
werden:
…, hören Sie! Die Sprache selbst will jetzt sprechen gehen!“

Also das war jetzt ein feierlich-erhabener Augenblick, nach James Joyce auf dieser Seite auch noch Jean Paul zu begegnen. Besonders zitierfähig: „Man möchte sie [die richtenden Astheten] mit den Kapaunen vergleichen, welche sich dadurch über alle Haushähne erheben, daß sie sich niemals mausern, sondern immer die alten Federn führen.“ Gibt noch ein anderes einschlägiges Zitat, hab aber vergessen, wo das steht, jedenfalls geht es so: „Der Kritiker steht in der Blüte seiner Jahre, was schon daraus hervorgeht, dass er keine Früchte trägt.“ Was raus muss, muss raus. Jetzt hab ich natürlich mal wieder den fünften Band der Hanser-Ausgabe auf dem Schreibtisch liegen und sag mir, da musst du jetzt unbedingt drin lesen, keine Ausrede. Ich hab auch keine Ausrede, aber das Leben ist so kurz, da können wir schon froh sein, wenn wir durch die Täler der Büchergebirge schleichen und immer mal wieder einen blinzelnden Blick hinaufwerfen dürfen zu den blendenden Gipfeln, da werd ich nie hochkommen, denkst du mit tränenden Augen, aber immerhin, ich war da, ich hab hochgeguckt, ich weiß, da ist was, über alles Begreifen. Man muss nicht alles erreichen können, wichtig ist zu wissen, die Höhen dort, die sind da.

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