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#Fragment #Minuskel #Zaubersprüche messhandschrift

pr:eislieder post:heroisch

alt- und mittelhochdeutsche stotter:ei und nuschel:ei

750-1350

die germanischen Dichter der heidnischen und heutigen Zeit sind unbekannt, deshalb kennen wir sie nicht. Vor der Christianisierung im 8. Jahrhundert schrieb und las im deutschen Sprachraum kaum jemand

Die sozialen Belange, meist kultisches und kriegerisches Brauchtum, fanden ihren Ausdruck in formelhaften Zaubersprüchen, Rätseln, Sprichwörtern und Merkversen (Hexameter), die ausschliesslich mündlich weitergegeben wurden

Erst im 10. Jahrhundert schrieb ein Mönch in Fulda zwei solcher Zaubersprüche aus dem frühen 8. Jahrhundert auf. In karolingischer »Minuskel« (gebräuchliche Schrift aus Kleinbuchstaben = Minuskel unter »Karl dem Grossen« (742/747/748 – 814)) schrieb er sie auf das leere Vorsatzblatt einer Messhandschrift aus dem 9. Jahrhundert. Man entdeckte die Sprüche 1841 in Merseburg und nannte sie darum die »Merseburger Zaubersprüche«. Der erste Spruch sollte der Gefangenenbefreiung dienen:

idise oder idisi sind göttliche frauen, den walküren ähnlich, die als schlachtlenkerinnen die gefallenen nach wallhall geleiten

einst setzten sich schicksalsfrauen, setzen sich hierhin und dorthin.

einige knüpfen band; einige hielten heere auf;

einige rissen an den fesseln:

entspring den fesseln, entgeh den feinden

Wie das Gebet will der Zauberspruch in die Wirklichkeit eingreifen, indem er die regierenden Mächte, Götter oder Dämonen, zur Handlung bewegt. Bewegende, magische Kraft traute man vor allem dem sprachbesonderen Wort zu:

das eigentliche Zauberwort galstar* »Geflüster*«

und der zweite Merseburger Zauberspruch, der verrenkte Pferdebeine heilen soll, ist ebenso aufgebaut

die Zürcher Zaubersprüche, die hinausgesandt werden

Neben den Zaubersprüchen, Rätseln, Sprichwörtern und Merkversen kannten sie den »singbaren Text«. (für Performance). Da gab es den leich (von gotisch den laikan »springen und tanzen«), ein Bewegungslied, das ursprünglich rhythmische Arbeit oder Tanz begleitete; zum anderen gab es liod, das wini-liod »Liebeslied« oder als Preis- und Heldenlied vorgetragen wurde. In den Preisliedern verherrlichte der adelige Dichter-Sänger (Skoph »Schöpfer«) die lebenden Herrscher; in den Heldenliedern die toten Heroen und Werthaltungen der Gesellschaft. Wieder waren es Mönche in Fulda, die das Beispiel eines deutschen Heldenliedes überliefert haben. Sie schrieben »das Lied« nach einer älteren Vorlage um 810 oder 820 innen auf die Deckel eines Gebetbuches

Obgleich das Hildebrandslied mit seiner Tragik (meint den unausweichlichen, schicksalshaften Untergang des Heldens im Widerstreit gleichrangiger, einander ausschliessender Werte) in knapper und zugleich anschaulicher #Form ein ästhetisch bedeutsames Kunstwerk ist, wird dies #Fragment (von lat. fragmentum »Bruchstück«, ein unvollständig überliefertes oder aus äusseren oder inneren Gründen unvollständig gebliebenes Werk) aus Fulda. Heute wird es meist noch als Ursprungszeugnis deutschsprachiger Dichtung als Fragment zur Kenntnis genommen

die geistliche Dichtung des frühen Mittelalters, die höfische Dichtung des hohen Mittelalters, die frühneuhochdeutsche Literatur (1350-1600) volktümlicher Schriftsteller und Gelehrter sowie Reformatoren

#katharinavonzimmern

begann 1522 selbst die messhandschrift:en zu sichten und zu schreiben

courtesy of Suzy Hazelwood for free use of this photo from Pexels.com

Von matter birgit

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3 Antworten auf „pr:eislieder post:heroisch“

mit den phonologischen und morphologischen Veränderungen der neuzeitlichen deutschen Sprache fange ich mich jetzt (erst) auseinander zu setzen; dabei traf ich auf diese alt- und mittelhochdeutschen Ansätze; schön, dass du dich damit bereits herum geschlagen hast

Ich habe mich sehr viel mit Mitteldeutsch herumgeschlagen und es am Ende sehr gemocht. Besonders die Pastorellen. Dein Beitrag motiviert mich die Zeit wieder zu besuchen! Einfach toll. Danke.

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